Kirche und Adel

Wappen an der Brüstung

Vom Patrozinium unserer lieben Frauen, von dem in alten Quellen immer wieder die Rede ist, zeugt kein Gegenstand in der Kirche mehr. Vielmehr sprechen die Bilder, über die später noch geschrieben wird, von den Nöten aber auch von den Glaubensvorstellungen der Menschen im 17. und 18. Jahrhundert. 

Ganz stark tritt die Vorherrschaft des Adels in Religion und Politik im 17. und 18. Jahrhundert hervor. Die Kanzel, 1639 entstanden, ziert in ihrem Mittelteil das Wappen der Familie der Schulte von der Lühe. Dieses Geschlecht beherrschte zusammen mit den Herren von Düring Horneburg und große Teile des Hinterlandes.

Die vier Evangelisten in bewegten barocken Formen in den vier anderen Kanzelfeldern wirken trotz ihres strahlenden Weiß' mit Goldmarkierungen eher bescheiden zugeordnet. Auffälliger treten da schon die nackten männlichen und weiblichen Hermenpilaster, die die Felder der Kanzel begrenzen, mit ihrem recht vitalen, drallen Aussehen dem heuti-gen Betrachter ins Auge. Anstelle der Arme wachsen aus ihren Körpern goldene Blattvoluten, ihre Körper sind bekrönt mit korinthischen Kapitelln und blühen gleichsam aus goldenen stilisierten Blütenkelchen. Diese Gestalten, die wir übrigens in sehr vielen Kirchen des Nordens in mannigfachen Spielarten finden, deuten an, daß im Barock der Mensch in all seinen Äußerungsformen - auch in den erotischen - sich im Glauben als Einheit fand. 

Gegenüber der Kanzel, an der Westempore, gemahnen auffällig zwei Wappen an die bedeutenden Adelsfamilien: links das derer von Schulte und Brümmer; rechts das Allianzwappen von Düring und von Ahlf eld. 
Die enge Verbundenheit des Adels mit der Kirche zeigt eine Grabplatte an der Westwand, die einst auf der Familiengruft derer von Düring auf dem alten Friedhof lag und 1907 in der Kirche aufgestellt wurde. Ihre Wappen weisen auf die verwandtschaftlichen Beziehungen mit anderen Burgmannsgeschlechtern hin; so stehen die Wappen von Düring und von Zesterfleth in der Mitte, in den Ecken oben die Wappen von Düring, von Borch, unten Bicker von Lüneburg, von Wrede; dazu, zur Mitte hin versetzt, oben von Zesterfleth, von Behr, unten von Borch, von Frese. Die Inschriften auf der Platte lauten: Anno 1556 de 21. de-ceb starf de erbar un ereveste Gise va Durigh borgma to hornebg. 
Anno Domini 1560 De 3. Novembris starf de Erbar un Ereveste Jo-hann van Duringh Borchmann to horneborg dem godt gnedig sy. 
An9 DM 15 D de □ starf de Erbar un dogesame Wolbrech va 
tzesterfleth Johan vä during Ehlike hausfrow. 

Auch Altargerät trägt Stifterinschriften von Adelsfamilien. 

Broschüre "Unsere Liebe Frau zu Horneburg" von Reinhard Wais