Die Bürger und ihre Kirche

Taufe um 1729

Aus dem engen Zusammenhang zwischen Burgmannschaft und Kirche müßte man eigentlich annehmen, daß der Adel die Kirche dominierte, zumal ihm die Besetzung der Kirchenämter zustand. Aber vieles in der Kirche zeigt deutlich, wie sehr sie auch Angelegenheit der Bürgerschaft war und wie eng sich die Bürger mit dieser Kirche verbunden fühlten. 
Der Taufstein, für den Neubau 1729 geschaffen, trägt folgende Stifterinschrift: Dieses verehret Diederich Holst ist geboren 1696 gestorben 1738. Der Kronleuchter im Turmraum, einst in der Mitte der Kirche gehangen, trägt die Inschrift: Dese Krone haben wir Beiden Eheleute Bartelt Bade Burger und Grobschmied alhie zu Horneburg und Anna Baden meine Eheliche Hausfraw zu Gottes Ehren und Zirat dieser Kierchen aus christlicher Andacht verehret. Geschehen im Jahre Anno 1685 den 16. Maius. 

Sicherlich sind auch andere Gegenstände dieser Kirche Stiftungen von Bürgern. Diese Bürger-Stiftungen sind Zeugnis von einer engen Zugehörigkeit der Menschen zu ihrer Kirche; sie sind gleichzeitig auch als Gebet und Gottesverehrung zu verstehen in einer Weise, die heute kaum mehr begreifbar ist. Man muß sich nämlich vergegenwärtigen, daß diese Stifter nicht unbedingt Leute mit großem Wohlstand waren. Sie lebten in den Jahren nach der völligen Zerstörung Horneburgs, in Zeiten, wo Not herrschte durch Kriege, Besetzungen und Einquartierungen mit all ihren Lasten. Und trotzdem brachten diese Menschen ihre Opfer für ihre Kirche. 

Von großem Gottvertrauen und persönlicher Betroffenheit zeugen die Inschriften auf zwei silbernen Altarleuchtern: 
Zum Andencken der Wohl sehl: Fr. CATHARINA ELISABETH Capi-tainin THO ASPERN gebohrene VOIGTIN welche die weit zum ersten mahl erblicket alhie in Hornburg, den 30. April Ao 1682 und selbige wiederumb verlassen zu Mecheln in Braband 28. Augusty Ao 1707 verehrte diesen Leuchter ihre Mutter die Frau Wittwe METTA VOIGTS den 1. January ANNO MDCC VIII. - Da mir der Todt das Licht dis Lebens hat ersticket zu Mecheln, wo mein Leib in finster Grufft vergeht / da war mein Geist gerichtet zu dem der mich beglücket / ja ich gelangte hin Wo ewigs Licht besteht / Wohl nun zu solchem angedenken / hat man ein Dependentz von Licht hier wollen schenken - Jes. XXV 6, 7
Zum Andenken von Hrn CASPAR VOIGT Weiland Kirchen-Juratus (Kirchenvorsteher) all hier in Hornburg gebohren Ao 1622 gestorben Ao 1704 verehret diesen Leuchter seine hinterbliebene Frau Wittwe METTA VOIGTS den 1. January ANNO MD CC VIII: 
Mein der du dein Gesicht, zu diesem Leuchter kehrest/was denkst du sey der Zweck den man hiermit beziehlt / als den des glaubens Licht den Heyland den du ehrest / betrachte woll wo du dort ewig Leben wilt / es brenn dein Hertz in reiner Liebes-Gluth / zu JESUM welcher ist ge-storben dir zu gut - PS XXXVI 8, 9, 10. 

An die Stifterin und ihren Ehemann erinnert auch die Grabplatte an der Ostwand der Kirche. Diese beiden sind vermutlich die Eltern von Peter Voigt, auf den eine Armen tiftung in Horneburg zurückgeht. 

Broschüre "Unsere Liebe Frau zu Horneburg" von Reinhard Wais